Das Ding und seine Zeit

Zur Psycho­logie des Erinnerns

Andreas Denk: Im Anschluss an eine Ausgabe des „archi­tekten“, die sich mit dem Problem der Fülle der möglichen Denkmäler der Nach­kriegs­zeit und der Frage nach dem Umgang mit deren Substanz beschäf­tigt hat, wollen wir jetzt die grund­sätz­liche Tendenz des Menschen zum Erhalt von Dingen, von Situa­tionen und Arte­fakten betrachten. Die Möglich­keiten der Konser­vie­rung, der Sicherung, der Restau­rie­rung bis hin zur Rekon­struk­tion sind ja nicht nur tech­ni­sche Optionen, sondern gehören offenbar zu einem kollek­tiven Selbst­ver­ständnis der Mensch­heit. Wir wollen dieser mentalen Dispo­si­tion an vielen verschie­denen Beispielen aus unter­schied­li­chen kultu­rellen Bereichen nachgehen. Dabei geht es auch darum, diver­gente Praktiken des Umgangs mit bestehender Archi­tektur in die Praxis anderer Diszi­plinen einzu­ordnen, die ihrer­seits Bestehendes erhalten, erneuern oder Vergan­genes rekon­stru­ieren. Getragen wird die Idee zu diesem Thema von der Vermutung, dass dieser Erhal­tungs­trieb des Menschen eine Ursache hat, die als psycho­lo­gi­sche zu fassen ist. Was denken Sie als Psycho­ana­ly­tiker, wo die Grund­lagen des mensch­li­chen Wunsches nach einer Unver­gäng­lich­keit seiner mate­ri­ellen Umwelt liegen?
Matthias Wellers­hoff: Mir fällt als Beispiel ein Patient ein, der als Säugling adoptiert worden ist und dadurch einen Teil seiner eigenen Geschichte nicht kennt. Er weiß ein paar Details über seine Mutter, aber er kennt nicht die ganze Geschichte. Er fragt sich, ob er zur Mutter in Kontakt treten soll – eine Frage, die alle Adop­tierten bewegt. Jeder hat ein Bedürfnis, die eigene Geschichte erzählen zu können, sogar über die eigene Geburt hinaus, bis hin zu seinen Vorfahren. Das nennt man in der Gedächt­nis­for­schung das „auto­bio­gra­phi­sche Gedächtnis“: Man hat sich eine eigene Geschichte zusam­men­ge­reimt, die einem sagt, wer man ist. Es gibt sowohl in der eigenen Geschichte wie auch in der Gene­ra­tionen über­grei­fenden Geschichte bestimmte Momente, aus denen sich die eigene Identität zusam­men­setzt. Dazu gehören Erzäh­lungen, aber auch Gegen­stände aus der Vergan­gen­heit, die oft der Selbst­ver­ge­wis­se­rung dienen. Das, was man bewahrt, ist das, was man für besonders wichtig hält.

Ist es nicht so, dass sich unsere Identität selbst aus unendlich vielen Erin­ne­rungs­stü­cken zusam­men­setzt?
Eigent­lich sind es nicht die Stücke, sondern das, was die Stücke zusam­men­klebt oder eine Mischung daraus: Man hat ein bestimmtes Gefühl dafür, wer man ist und wie man so geworden ist. Und deshalb sind bestimmte Schlüs­sel­er­leb­nisse besonders wichtig. Es gibt also eine hoch subjek­tive Geschichte sowohl im Sinne einer Narration als auch im Sinne der histo­ri­schen Geschichte, die eigent­lich ein Bild für die eigene Identität ist.

Stufen der Erinnerung: Erlebnis. Citânia de Briteiros, bei Braga /Portugal, um 800 v. Chr. Blick über die Ausgrabung ins Tal; Foto: TarichaRivularis
Stufen der Erin­ne­rung: Erlebnis. Citânia de Briteiros, bei Braga /​Portugal, um 800 v. Chr. Blick über die Ausgra­bung ins Tal; Foto: Tarich­a­Ri­vu­laris

Kennen Sie Beispiele von Personen, die ihr Gedächtnis verloren haben?
Es gibt immer wieder Menschen mit trau­ma­ti­schen Erleb­nissen, die das eigene auto­bio­gra­phi­sche Gedächtnis verloren haben. Das Inter­es­sante ist, dass diese Menschen alles andere noch können: Sie können lesen und schreiben, sie verstehen die Sprache, sie können Rad fahren und schwimmen. Wenn der komplette Speicher wie bei der Fest­platte eines Computers gelöscht werden würde, dürften sie das nicht mehr können. Aber es verschwindet nur das, was die persön­li­chen Erin­ne­rungen anbelangt.

Was bedeutet das für diese Menschen?
Das bedeutet, dass sie sich als Mensch ausge­löscht fühlen. Man könnte einen Vergleich zu Rumpel­stilz­chen ziehen: Diese Menschen fühlen durch die Trau­ma­ti­sie­rung eine solche innere Spannung, dass sie sich praktisch selber zerreißen.

Im Grunde defi­nieren sie ihr „Mensch­sein“ also gar nicht darüber, was sie können, über ihre Fähig­keiten, Fertig­keiten oder über das vege­ta­tive Funk­tio­nieren ihres Körpers, sondern über das Erinnern an eine konstru­ierte  Lebens­ge­schichte?
Für mich als Mediziner und Psycho­ana­ly­tiker ist das faszi­nie­rend: Man kommt von einer rein biolo­gi­schen Betrach­tungs­weise und betreibt Gedächt­nis­for­schung – schaut, wo etwas abge­spei­chert wird und was passiert, wenn bestimmte Gehirn­areale beschä­digt sind – und gelangt plötzlich zu einem Konzept wie dem „auto­bio­gra­phi­schen Gedächtnis“. Ohne es zu wollen, kommt man von der Natur­wis­sen­schaft in geis­tes­wis­sen­schaft­liche Gefilde, in denen sich auch die Psycho­ana­lyse bewegt. Ich könnte mir vorstellen, dass das, was man bewahrt, oder das Bewahren an sich nur funk­tio­niert, indem man spezi­fi­sche iden­ti­täts­bil­dende Momente speichert. Das gilt mögli­cher­weise auch für eine Community, die eine kultu­relle Einheit bildet. Denn sonst wird dieses Bewahren zu einer Messie-Geschichte, in der man alles aufhebt und nichts wegwirft. Dann geht man natürlich irgend­wann unter, es hat nichts mehr Bedeutung – und man verliert dadurch Identität. Iden­ti­täts­bil­dung ist ein ständiges Selek­tieren von bedeut­samen Momenten.

Stufen der Erinnerung: Konservierung. Cividade de Terroso, Blick über die Ausgrabung (1907) der keltischen Siedlung aus dem 9. Jh. v. Chr.; Foto: Joseolgan
Stufen der Erin­ne­rung: Konser­vie­rung. Cividade de Terroso, Blick über die Ausgra­bung (1907) der kelti­schen Siedlung aus dem 9. Jh. v. Chr.; Foto: Joseolgan

Haben Sie eine Idee, wie das Selek­tieren funk­tio­niert?
Das ist die span­nendste Frage, da das sehr viel mit Gefühlen zu tun hat. Man spricht ja oft von einem Aha-Erlebnis: Einem Moment, in dem einem klar wird, dass man alles auch ganz anders sehen könnte. Das hat oft eine befrei­ende Wirkung.

Eine Art Wende­punkt?
Ein Punkt, in dem man ein neues Level des Bewusst­seins erreicht. Bei Compu­ter­spielen ist das nach­ge­bildet: Wenn man ein Level gespielt hat, erreicht man ein neues, und es wird anders und noch schwie­riger. Das ist dem Leben nach­ge­bildet: Es wird noch komplexer, es werden noch mehr Fragen aufge­worfen. Das sind dann diese Level­wechsel-Momente. Ein Beispiel aus der indi­vi­du­ellen Biogra­phie sind Momente, in denen man erkennt, dass die eigenen Eltern nicht alles können. In denen man sieht: Mein Vater, der sonst alles konnte, war in einem Moment so klein mit Hut. Oder umgekehrt: Wenn man plötzlich fest­stellt, dass man etwas kann, von dem man dachte, das man es nie im Leben schaffen würde.

Stufen der Erinnerung: Rekonstruktion. Citania de Briteiros, Haus des Wohnbezirks der Keltensiedlung, 2011; Foto: Jos Dielis
Stufen der Erin­ne­rung: Rekon­struk­tion. Citania de Briteiros, Haus des Wohn­be­zirks der Kelten­sied­lung, 2011; Stufen der Erin­ne­rung: Rekon­struk­tion. Citania de Briteiros, Haus des Wohn­be­zirks der Kelten­sied­lung, 2011; Foto: Jos Dielis

Gibt es auch eine latente Ebene der Erin­ne­rung? So etwas wie die gewohnte Umgebung, die Heimat, das Haus, das Zimmer, das Bett…
Hier geht es um das Atmo­sphä­ri­sche, das sehr stark von über­grei­fenden Quali­täten  geprägt ist. Hier kommt es auf Rhythmen an, auf Quali­täten, die eigent­lich auf allen Sinnes­ebenen vorhanden sein können. Das ist etwas, wo unter Umständen ein und derselbe objektive Zusam­men­hang subjektiv etwas anderes bedeuten kann. Der eine fühlt sich in Häusern mit niedrigen Decken wohl, weil er viel­leicht eine Oma hatte, die in so einem kleinen Haus wohnte, und es war wunder­schön dort. Der andere fühlt sich beengt, weil er negative Erfah­rungen mit solchen Umge­bungen gemacht hat.

Das wäre der Grund, warum man überhaupt Gegen­stände mit Gefühlen, Asso­zia­tionen oder Erin­ne­rungen besetzt…
Ja, die Gegen­stände oder Situa­tionen sind konno­tiert worden und haben eine emotio­nale Bedeutung gewonnen.

Stufen der Erinnerung: Wiederherstellung. Steinhütten des 16. und 17. Jahrhunderts im Village des Bories im Luberon / Provence (seit 1976 Freilichtmuseum); Foto: Wolfgang Mau, 2013
Stufen der Erin­ne­rung: Wieder­her­stel­lung. Stein­hütten des 16. und 17. Jahr­hun­derts im Village des Bories im Luberon / Provence (seit 1976 Frei­licht­mu­seum); Foto: Wolfgang Mau, 2013

Spielt das in Ihrer eigenen Praxis eine Rolle?
Das ist in meinen Behand­lungen eigent­lich ständig Thema: Der eine Patient reagiert zum Beispiel auf eine zwei­mi­nü­tige Verspä­tung meiner­seits total positiv, weil ich für ihn dann jemanden reprä­sen­tiere, der nicht zwanghaft auf die Uhr guckt. Der andere ist zutiefst gekränkt, warum ich ausge­rechnet ihn zwei Minuten habe warten lassen.

Inter­es­sant ist die Auswahl der Erin­ne­rungs­aspekte. Für Freud spielt das Konzept der „Deck­erin­ne­rung“ eine zentrale Rolle: Wird ein Erlebnis unbewusst als  uner­träg­lich bewertet, findet in der Erin­ne­rung eine Verschie­bung statt. Man erinnert etwas, was gar nicht das Eigent­liche ist, weil man sich an die Kern­tat­sache nicht erinnern will. Die Deck­erin­ne­rung ist gewis­ser­maßen der Kompro­miss zwischen dem Gar-nicht-Erinnern und dem Erinnern an den konflikt­be­setzten Inhalt. Inter­es­sant wäre es, in diesem Sinne über die heutige Erin­ne­rungs­kultur und sogar die Denk­mal­pflege nach­zu­denken: Ob man nicht viel­leicht die falschen Dinge konser­viert, weil sie zwar irgendwie mit den eigent­li­chen Sach­ver­halten verknüpft sind, aber jeweils etwas anderes meinen. Da gibt es bestimmt viele Miss­ver­ständ­nisse.

Verrückte Idee. Wenn Sie das so sagen, fällt mir natürlich der Umgang mit der Archi­tektur der DDR ein. Einige der besten Beispiele hat man im Sinne einer „damnatio memoriae“ abge­rissen, einige andere – eher unty­pi­sche – Dinge wie Müthers Scha­len­kon­struk­tionen werden heute als „heilige Kühe“ gehandelt.
Naja, die These trifft natürlich nur partiell zu. Beim Erhalt von Konzen­tra­ti­ons­la­gern beispiels­weise ist sicher­lich sowohl das Spezielle wie auch das Signi­fi­kante gemeint.

Nehmen wir einmal an, dass ein wesent­li­cher Grund des Bewahrens die Notwen­dig­keit der Selbst­ver­ge­wis­se­rung bei der Persön­lich­keits­kon­struk­tion ist. Könnte man auch weiter­gehen und sagen: Weil wir ständig mit unserem eigenen Verfall konfron­tiert sind, können wir es nicht ertragen, dass unsere Umgebung zerfällt? Gibt es eine unbe­wusste Verknüp­fung zwischen der psychi­schen Notlage des Menschen, der sich seiner Sterb­lich­keit bewusst ist, und dem Zwang, eine Umgebung, eine Objekt­welt zu konser­vieren, deren Zerfall uns ande­rer­seits an unsere eigene Vergäng­lich­keit erinnern würde?
Wenn man etwas bewahrt – typi­scher­weise Kunst –, dann spürt man zum einen den eigenen Verfall und die eigene Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Und zum anderen ist es ein Symbol für Unsterb­lich­keit. Beuys hat gesagt: Menschen sterben, warum sollen nicht auch Kunst­werke sterben? Das kann man sich fragen. Eigent­lich muss es ja so sein. Wenn man es genau nimmt, könnte man den Moment errechnen, in dem ganz Deutsch­land nur noch aus erhal­tens­werten Objekten im Sinne einer Erin­ne­rungs­kultur besteht. Und eigent­lich müsste man dann etwas abreißen oder zerstören, damit Platz für Neues entsteht. Aber das geht natürlich nicht. Ich glaube, dass die Konfron­ta­tion mit dem eigenen Tod bedeutet, dass man akzep­tieren muss, dass alles einen Zyklus hat. Jedes Ding, auch wenn es der Kölner Dom ist, hat seine Zeit. In hundert oder fünf­hun­dert Jahren sollte man den Dom viel­leicht abreißen. Dann hat sich sein Zyklus viel­leicht erfüllt, man hat alles einge­scannt, man braucht ihn nicht mehr. Das ist natürlich ein befremd­li­cher Gedanke.

Stufen der Erinnerung: Dokumentation. Cividade de Terroso, Grabungsplan des Gemeindearchitekten von Póvoa de Varzim, Arthur Cruz, 1906
Stufen der Erin­ne­rung: Doku­men­ta­tion. Cividade de Terroso, Grabungs­plan des Gemein­de­ar­chi­tekten von Póvoa de Varzim, Arthur Cruz, 1906

Gehört das Bewahren von Dingen auch zur „großen Erzählung“ der eigenen Persön­lich­keits­kon­struk­tion?
Ich glaube, die Dinge sind eigent­lich nur von Bedeutung, weil sie für die Momente stehen: Das Geburts­haus ist wichtig, weil man da seine Kindheit verbracht hat – aber die Kindheit ist schließ­lich auch das Wich­tigste im Leben. Wenn andere Leute drin wohnen und das Haus verändern, dann ist es nicht mehr das, was man bewahren wollte. Das wird von uns oft als „Verlust­er­fah­rung“ wahr­ge­nommen. Ein typisches Beispiel sind die Kinder­zimmer, die unter­schied­lich lange im Origi­nal­zu­stand erhalten werden. Manchmal wird schnell ein Gäste­zimmer draus, manchmal bleibt es ewig ein Kinder­zimmer, obwohl die ursprüng­li­chen Bewohner mitt­ler­weile in Rente gegangen sind.

Wir hatten bereits gesagt, dass auch die Verän­de­rung Erin­ne­rung beein­flusst. Sie kann als Phänomen gestei­gert werden, wenn man den Eindruck eines mate­ri­ellen Verlusts der erin­nerten Situation oder des Ereig­nisses hat – wenn beispiels­weise das Haus abge­rissen worden ist, in dem man geboren wurde oder seine Kindheit verlebt hat. Man kann die Erin­ne­rung aber auch durch den Gegen­warts­bezug erlösen oder berei­chern, wenn man den Eindruck hat, dass mit dem, was man als mate­ri­elle Mani­fes­ta­tion des Erin­nerten im Kopf hat, gut umge­gangen worden ist.
Ja, das hat viel mit dem sorg­fäl­tigen Umgang zu tun: Dass man das Alte durch etwas Neues, Besseres ergänzt oder ersetzt, macht Sinn und ist gut zu ertragen. Ich habe ein Haus gebaut, wo vorher ein anderes Gebäude aus der Jahr­hun­dert­wende stand. Das war damals schon schlecht gebaut, und später ist nichts dran gemacht worden. Uns hat es nicht gefallen, es hatte aber einen sehr schönen Garten. Wir haben das Haus abge­rissen. Geblieben ist eine Wand zum Nach­bar­haus und die Bäume im Garten, darunter auch ein Pflau­men­baum aus der Türkei, den ein türki­scher Bewohner gepflanzt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass es für die Leute, die früher dort wohnten, tröstlich wäre, zu wissen, dass gerade dieser Pflau­men­baum noch erhalten ist.

Viel­leicht hat das Frag­men­ta­ri­sche etwas mit der dem Mensch­li­chen eigenen Erzähl­technik zu tun, mit der Art und Weise, wie wir Geschichten – auch unseres eigenen Lebens – erzählen. Wenn wir alle Erin­ne­rungen an einen spezi­fi­schen Moment wie einen „hori­zon­talen“ Schnitt durch die Zeit behalten würden, würde unsere Erzählung davon zu einem „weißen Rauschen“ unendlich vieler Eindrücke werden, dem niemand mehr folgen könnte und wollte. Wenn man aber eine Geschichte mit einem Anfang, einer Entwick­lung und einem Ende – also einem „verti­kalen“ Schnitt durch die Zeit erzählen kann, kann der Erzähler einem anderen von einem Abschnitt seines Lebens berichten, der beispiels­weise in seiner Anschauung zu seiner Iden­ti­täts­bil­dung geführt hat. In dieser Erzählung vom „Ich“ ist also eine gewisse Linea­rität, eine Auswahl und Konstruk­tion nötig.
Dazu gehört auch das, was in der Psycho­ana­lyse als Todes­trieb bezeichnet wird. Die Geschichte muss ein Ende haben. Ohne Tod ist das Leben kein Leben. Ohne dieses zwangs­läu­fige Ende gäbe es keinen Entwick­lungs­zy­klus. Das bloße posi­ti­vis­ti­sche  Bewahren ohne Selektion, Ordnung und Syste­ma­ti­sie­rung wird tatsäch­lich zu einem Problem: Für die vielen Bilder meiner Kinder, die ich aus dem Gefühl heraus am liebsten alle aufheben würde, müsste ich mir einen Kurator suchen, der alles aufnimmt. Und viel­leicht noch einen Entwick­lungs­psy­cho­logen dazu, der ihn berät. Der Umgang mit der Fülle hat das Auswählen des Wichtigen zur Folge. Da hilft wieder Beuys, der sagt: „Jedes Kunstwerk hat seine Zeit“.

Dr. med. Matthias Wellers­hoff ist als Arzt Spezia­list für psycho­so­ma­ti­sche Medizin und Psycho­the­rapie sowie ausge­bil­deter Psycho­ana­ly­tiker. Matthias Wellers­hoff lebt und arbeitet in Köln.

Prof. i.V. Andreas Denk (*1959) studierte Kunst­ge­schichte, Städtebau, Technik‑, Wirt­schafts- und Sozi­al­ge­schichte sowie Vor- und Früh­ge­schichte in Bochum, Freiburg i. Brsg. und in Bonn. Er ist Archi­tek­tur­his­to­riker und Chef­re­dak­teur der Zeit­schrift der architekt des BDA und lehrt Archi­tek­tur­theorie an der Fach­hoch­schule Köln. Er lebt und arbeitet in Bonn und Berlin.

Stufen der Erinnerung: Erlebnis. Citânia de Briteiros, bei Braga /Portugal, um 800 v. Chr. Blick über die Ausgrabung ins Tal; Foto: TarichaRivularis
Stufen der Erin­ne­rung: Erlebnis. Citânia de Briteiros, bei Braga /​Portugal, um 800 v. Chr. Blick über die Ausgra­bung ins Tal; Foto: Tarich­a­Ri­vu­laris
Stufen der Erinnerung: Konservierung. Cividade de Terroso, Blick über die Ausgrabung (1907) der keltischen Siedlung aus dem 9. Jh. v. Chr.; Foto: Joseolgan
Stufen der Erin­ne­rung: Konser­vie­rung. Cividade de Terroso, Blick über die Ausgra­bung (1907) der kelti­schen Siedlung aus dem 9. Jh. v. Chr.; Foto: Joseolgan
Stufen der Erinnerung: Rekonstruktion. Citania de Briteiros, Haus des Wohnbezirks der Keltensiedlung, 2011; Foto: Jos Dielis
Stufen der Erin­ne­rung: Rekon­struk­tion. Citania de Briteiros, Haus des Wohn­be­zirks der Kelten­sied­lung, 2011; Stufen der Erin­ne­rung: Rekon­struk­tion. Citania de Briteiros, Haus des Wohn­be­zirks der Kelten­sied­lung, 2011; Foto: Jos Dielis
Stufen der Erinnerung: Wiederherstellung. Steinhütten des 16. und 17. Jahrhunderts im Village des Bories im Luberon / Provence (seit 1976 Freilichtmuseum); Foto: Wolfgang Mau, 2013
Stufen der Erin­ne­rung: Wieder­her­stel­lung. Stein­hütten des 16. und 17. Jahr­hun­derts im Village des Bories im Luberon / Provence (seit 1976 Frei­licht­mu­seum); Foto: Wolfgang Mau, 2013
Stufen der Erinnerung: Dokumentation. Cividade de Terroso, Grabungsplan des Gemeindearchitekten von Póvoa de Varzim, Arthur Cruz, 1906
Stufen der Erin­ne­rung: Doku­men­ta­tion. Cividade de Terroso, Grabungs­plan des Gemein­de­ar­chi­tekten von Póvoa de Varzim, Arthur Cruz, 1906