Drei Verbände, drei Preise

Studi­en­preis „Konrad Wachsmann“ 2016

Die Verlei­hung des Studi­en­preises „Konrad Wachsmann“ findet am 30. September im säch­si­schen Niesky statt. Bereits zum dritten Mal wird der Preis vergeben, in diesem Jahr zum ersten Mal von den drei mittel­deut­schen BDA-Landes­ver­bänden Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gemeinsam. Benannt nach dem 1901 in Frankfurt an der Oder geborenen Archi­tekten richtet sich der Studi­en­preis „Konrad Wachsmann“ an alle Absol­venten der Bachelor- und Master­stu­di­en­gänge der Fach­rich­tungen Archi­tektur und Städtebau in den drei Bundes­län­dern.

Insgesamt 20 Arbeiten von 21 Verfas­sern von sechs Hoch­schulen wurden in diesem Jahr einge­reicht. Im Konrad-Wachsmann-Haus in Niesky tagte die Jury – Katharina Löser (Löser Lott Archi­tekten, Berlin), Peter Scheller (PalaisMai, München) und David Kasparek (Redakteur der Zeit­schrift der architekt) – am 19. September und zeichnete drei gleich­wer­tige Preise sowie eine Aner­ken­nung aus. Je 1.000 Euro Preisgeld und ein Abon­ne­ment der Zeit­schrift der architekt erhalten Toni Teichmann, Philipp Heidan und Maxi­mi­lian Kunze – alle drei Absol­venten des Diplom­stu­di­en­gangs der TU Dresden. Mit einer Aner­ken­nung wurde Petar Petri­ce­vics Master­ar­beit an der FH Dessau geehrt.

Teich­manns Entwurf für eine „Dietrich Bonhoefer Akademie“ in Berlin hono­rierte die Jury als einen „…Ort des infor­mellen Austauschs“, für den der Student drei Volumen als unter­schied­liche Bausteine (Akademie, Biblio­thek und Stipen­dia­ten­woh­nungen) auf einen Sockel arran­giert, der für sich, der Öffent­lich­keit zugewandt, die Idee des „Campo Academeia“ neu inter­pre­tiert. Das Preis­ge­richt begrün­dete seine Entschei­dung: „Von der Setzung des Volumens im diffe­ren­ziert analy­sierten, umge­benden Stadtraum, über die Wege mit großzügigen Arka­den­räumen bis zum hohen archi­tek­to­ni­schen Niveau der gezeigten Innen­räumen schafft die Arbeit eine überaus eigen­stän­dige Aussage.“ Und weiter: „Der sehr versierte und doch selbst­ver­ständ­liche Entwurf zeigt sowohl in der Orga­ni­sa­tion der einzelnen Räume wie auch in der Wahl der archi­tek­to­ni­schen Mittel, insbe­son­dere bei der tekto­nisch und mate­ri­al­spe­zi­fisch sehr überzeugenden städ­ti­schen Fassade, großes Geschick. Der Entwurf kann im anspruchs­vollen städ­ti­schen Umfeld der benach­barten Bauwerke sehr gut bestehen.“

Auch das „Lapi­da­rium am Grünen Gitter“ in Potsdam von Philipp Heidan wurde für „seine starke wie konse­quente archi­tek­to­ni­sche Idee“ gelobt. Heidan verstünde es, so die Jury, den Urtypus des Lapi­da­riums als ein Dach, unter dem geschicht­liche Artefakte vor der Witterung geschützt lagern können, zeitgemäß zu inter­pre­tieren: „Er schlägt ein stäh­lernes raum­hal­tiges Gerüst vor, das den Statuen und Skulp­turen der Park­an­lage zeitweise als Über­da­chung und Herberge dient. Dieses temporär anmutende Raumgefüge wird von drei auf geome­tri­schen Grund­formen basie­renden massiven Elementen getragen, die Räume für Werk­stätten, Verwal­tung, Forschung und die Öffent­lich­keit bereit­stellen.“ Dem Projekt gelinge es dabei, einen Ort zu gene­rieren, der sowohl den Reiz des Provi­so­ri­schen in sich birgt, als auch einen subtilen Dialog mit den markanten, von Symmetrie geprägten Pracht­bauten der Park­an­lage aufzu­nehmen vermag.“

Die Entschei­dung für den dritten gleich­ran­gigen Preis für Maxi­mi­lian Kunzes Entwurf „Alter Leipziger Bahnhof“ in Dresden legte die Jury wie folgt dar: „Mit seinem Entwurf für den alten Leipziger Bahnhof in Dresden gibt Maxi­mi­lian Kunze gleich mehrere Antworten auf virulente Fragen unserer Zeit. Dabei analy­siert er charmant die vorge­fun­dene Struktur des Ortes und entwi­ckelt diese schlüssig weiter.“ In drei Etappen wird der Bestand bei Kunze zunächst aktiviert, um- und schließ­lich weiter­ge­baut. Bemer­kens­wert erschienen dem Preis­ge­richt dabei sowohl die vorge­schla­genen baulichen Lösungen, als auch die Relevanz, die der Entwurf dem Faktor Zeit und damit der schritt­weisen Entwick­lung des Areals einge­räumt habe.

Auch für die Arbeit „City Living“ in Tel Aviv von Petar Petri­cevic fanden Katharina Löser, Peter Scheller und David Kasparek aner­ken­nende Worte: „An einem vermeint­li­chen Unort entwi­ckelt Petar Petri­cevic eine Art Prototyp, der die Antwort auf die Frage nach einer zeit­ge­mäßen Form mensch­li­cher Behausung auf überraschend thesen­hafter Ebene formu­liert. Der Entwurf gräbt sich in Stufen in ein sich zu beiden Seiten spitz­winklig verjüngendes, konvexes Grundstück zwischen Straße, Bahn­li­nien und Kanal. Insgesamt 16 Einheiten schieben sich, den Gege­ben­heiten des Nicht-Ortes folgend, einer Zieh­har­mo­nika gleich in die Erde und nehmen eine variable Anzahl von drei unter­schied­li­chen Modulen auf. Je nach Dauer des Aufent­halts ihrer Bewohner sind diese Wohn­ein­heiten unter­schied­lich groß. Vor dem Hinter­grund schwin­denden urbanen Baulands, stetig stei­gender Wohn­kosten und dem Phänomen globalen Noma­den­tums einer jungen Bevöl­ke­rungs­schicht, die sich nur noch temporär an einem Ort aufhält, ist Petri­ce­vics Entwurf eine mögliche Antwort auf die Frage, wie wir leben könnten.“ Der Student der FH Dessau darf sich über ein Abon­ne­ment der Zeit­schrift der architekt freuen.

Anne Nordsee