Richtige Häuser im Falschen

Wett­be­werb „Häuser des Jahres“

hehnpohl archi­tektur BDA, Haus am Budden­turm („Respekt“), Münster 2016 – 2018, Foto: HPA

Es ging nicht ohne Selbst­re­fle­xion bei der nunmehr neunten Auflage des Wett­be­werbs „Häuser des Jahres – die besten Einfa­mi­li­en­häuser“, ausgelobt vom Callwey Verlag. Die Jury spricht von einem „Archi­tek­tur­preis, der sich mit seinem unzeit­ge­mäßen Thema des frei­ste­henden Einfa­mi­li­en­hauses angeblich dem Flächen­fraß und der Zersied­lung verschrieben hat.“ Jury-Mitglied und Katalog-Heraus­ge­berin Katharina Matzig zitiert die einhel­lige Sicht auf diesen Bautyp als „über­kom­menes Modell, einen Flächen­fresser, Land­schafts­zer­störer und Ressour­cen­ver­schwender, der eigent­lich verboten gehört“. Und doch fordert das Einfa­mi­li­en­haus zu einer Ausein­an­der­set­zung heraus. Nach wie vor ist es die domi­nie­rende Wohnform: 53 Prozent der Deutschen leben in Ein- oder Zwei­fa­mi­li­en­häu­sern, die 83 Prozent aller Wohn­häuser ausmachen. Und so stellte sich die Jury der Frage, in welcher Form solche Häuser denn noch zeitgemäß sein können.

hehnpohl archi­tektur BDA, Haus am Budden­turm („Respekt“), Münster 2016 – 2018, Foto: HPA

Fündig geworden ist sie beim Projekt „Respekt“ in Münster von hehnpohl archi­tektur BDA (unlängst portrai­tiert in der Reihe „neu im club“), das sie zum Preis­träger kürte. Das Gebäude beweise, dass der Bau eines Einfa­mi­li­en­hauses auch etwas anderes bedeuten kann als der Traum vom Eigenheim auf der grünen Wiese. Im Gegensatz zur subur­banen Vorstadt steht es in der Müns­te­raner Altstadt und füllt dort eine Lücke in einer Reihe giebel­stän­diger histo­ri­scher Häuser. Mit Sattel­dach und Backstein fügt es sich zwar in den Bestand ein, setzt sich aber gleich­zeitig auffällig davon ab: mit der mono­li­thisch anmu­tenden Fassade, den einzelnen, großen Fenstern oder dem kupfernen Eingangstor. Die markanten Vorsprünge der Stra­ßen­fas­sade nehmen verschie­dene Flucht­li­nien des Grund­stücks auf. Im Inneren domi­nieren Sicht­beton und Holz; ausge­klü­gelt ange­ord­nete Ober­lichter bilden die Haupt-Licht­quelle.

Zusätz­lich zum Preis­träger hat die Jury auch eine Auszeich­nung sowie fünf Aner­ken­nungen ausge­spro­chen – darunter das „Jah­reszei­ten­haus“ von Jurek Brüggen und Sebastian Sailer. Alle prämierten und nomi­nierten Projekte sind aktuell im Deutschen Archi­tek­tur­mu­seum ausge­stellt.

Red.

Häuser des Jahres – die besten Einfa­mi­li­en­häuser
Ausstel­lung: bis 24. November 2019
Öffnungs­zeiten: Di, Do – So 10.00 – 18.00 Uhr, Mi 10.00 – 20.00 Uhr
Deutsches Archi­tek­tur­mu­seum (DAM)
Schau­mainkai 43
60596 Frankfurt am Main
www​.haeuser​-des​-jahres​.com

hehnpohl archi­tektur BDA, Haus am Budden­turm („Respekt“), Münster 2016 – 2018, Foto: HPA
hehnpohl archi­tektur BDA, Haus am Budden­turm („Respekt“), Münster 2016 – 2018, Foto: HPA