Container mit Anspruch

Container-Dörfer müssen nicht schlecht und billig aussehen. Einzel­con­tainer sind – beispiels­weise durch herstel­ler­eigene Ferti­gungs­straßen – relativ kosten­günstig herstellbar und auf jeweils indi­vi­du­elle Ansprüche anpassbar. Durch die Ausnut­zung gesetz­li­cher Sonder­re­geln für Flücht­lings­wohnen lassen sich Container-Dörfer auch auf ehema­ligen oder aktuellen Sport­plätzen und in Gewer­be­ge­bieten umsetzen, die nach herkömm­li­chem Recht nicht zur Errich­tung von Wohn­bauten zulässig sind. Dadurch wird eine Nach­nut­zung mit anderen Wohn­funk­tionen jedoch stark einge­schränkt.

Eine der meist bespro­chenen Lösungen für die temporäre Unter­brin­gung von Flücht­lingen ist die Errich­tung von Container-Dörfern: zügig und kosten­günstig zu bauen und flexibel einsetzbar. Allein in Berlin sind in diesem Jahr 30 solcher Einrich­tungen geplant. Die modulare Massen­bau­weise offenbart bei schlechter Planung aber auch schnell ihre Nachteile: Monotonie, fehlende Einbin­dung in das städ­ti­sche Gefüge und zu viele Menschen, die einen undif­fe­ren­zierten öffent­li­chen Raum nutzen. Es geht auch anders –  das zeigen Graft Archi­tekten mit ihrem Projekt Heimat 2. Sie vereinen dazu Unter­nehmer aus Archi­tektur, Städtebau, Projekt­ent­wick­lung und Kommu­ni­ka­tion und arbeiten in enger Koope­ra­tion mit gemein­nüt­zigen Trägern.

Die städ­te­bau­liche Setzung mehrerer Einzel­ge­bäude erzeugt eine Dorf-Struktur, die eine bessere Nutzung der öffent­li­chen Außen­räume zulässt. Gemein­schafts­mo­dule in den Anlagen wie Werk­stätten oder eine „Markt­halle“ und Sport­stätten sowie Grün­an­lagen fungieren dabei als Orte der Begegnung. Die Flur­be­reiche werden aufge­lo­ckert und für mehr Privat­sphäre in kleinere Einheiten unter­teilt. Auf die oft konflikt­be­la­denen Spei­se­säle wird dagegen zu Gunsten eines Essbe­reichs in der Wohn­ein­heit verzichtet.

Die ersten Anlagen sollen noch im Jahr 2016 in Berlin umgesetzt werden. Die Dörfer können im Nach­hinein flexibel erweitert, die Nutzung bei entspre­chendem Bedarf verlän­gert werden.

Archi­tekten
Graft, Berlin (Lars Krücke­berg, Wolfram Putz, Thomas Willemeit)

Projekt
Heimat 2

Standort
Deutsch­land (in Gemeinden, auf Kaser­nen­ge­länden, in Baulücken, etc.)

Zahl der Bewohner pro Modul 
27 Bewohner pro Modul (9 Wohn­ein­heiten + 2 x Sani­tärm­odul + 1 x Gemein­schafts­modul)

Zahl der Bewohner insgesamt
200 – 2.000 (je nach Situation anpassbar)

Beson­der­heiten
Gemein­schafts­mo­dule in jeder Einheit, „Markt­halle“ als Begeg­nungsort, Grün­an­lagen, Sport­be­reich, Werkstatt